WENN VIELE MENSCHEN ZUSAMMEN ARBEITEN, FUNKTIONIERT DAS NICHT OHNE REGELN. ABER BRAUCHT ZUSAMMENARBEIT AUCH WERTE? UND WENN JA: WOFÜR? WAS SICH HINTER DEN VIER KANZLEIWERTEN VON GLEISS LUTZ VERBIRGT, HABEN WIR FÜR AHEAD ZUSAMMENGEFASST.
2. INDIVIDUALITÄT
Wolfgang Bosch ist seit 30 Jahren Anwalt und hat einiges erlebt. Sein Arbeitstag beginnt morgens um sieben. Manchmal läuft in seinem Büro leise Musik. Auf dem Schreibtisch mag er Ordnung. Was er nicht mag: Langeweile. „Wir Anwälte reisen viel, und es gibt nichts Schlimmeres als mit langweiligen Leuten zu reisen, die nur auf Mainstreamthemen gepolt sind und versuchen, nie anzuecken.“
Mainstream – das Label würde zu Gleiss Lutz nicht passen. Über die Jahrzehnte hat die Sozietät gute Erfahrungen damit gemacht, „Typen mit Ecken und Kanten“ in ihre Teams zu integrieren, starke Beraterpersönlichkeiten, die mit ihrer Individualität auch bei den Mandanten gut ankommen. „Wenn man eine Beratungsfirma aufbaut, kann man sich überlegen, worauf man Wert legt: auf das Produkt, auf die Typen – oder auf eine Mischung von beidem“, formuliert es Wolfgang Bosch. „Beratung ohne eine gewisse Individualität, ohne das persönliche Miteinander-Können ist aus meiner Erfahrung sehr schwer.“
Das leuchtet ein. Denn wenn der Anwalt mit juristischem Rat allein nicht zum Mandanten durchdringt, ist auch die individuelle Überzeugungskraft gefragt – und die hängt von der Persönlichkeit des Beraters ab. Individualität ist hier wichtig, weil sie zur ausgeglichenen Persönlichkeit führt, ist Partner Bosch überzeugt. „Ausgeglichene Persönlichkeiten sind in der Beziehung zum Mandanten klar im Vorteil.“
Auch für die bei der anwaltlichen Tätigkeit unverzichtbare Kreativität sind nach Ansicht von Wolfgang Bosch unterschiedliche Beraterpersönlichkeiten wichtig: „Leistung muss farbig sein, und sie wird bunter, je mehr sich die Leute individuell einbringen.“ Individualität drückt sich dabei außerdem in dem Engagement aus, das die Gleiss Lutz-Anwälte jenseits der fachlichen Arbeit zeigen: als Aushilfe in einer karitativen Einrichtung zum Beispiel oder als Betreuerin von 130 Schulkindern im Ferienlager. Dass uniforme Typen bei Gleiss Lutz nicht gefragt sind, weiß auch Henrike Korthoff, seit fünf Jahren Wirtschaftsjuristin im Arbeitsrecht am Standort Frankfurt. Mit ihrer Ausbildung ist sie in ihrem Team derzeit in der Minderheit, woran sich die 30-Jährige ebenso wenig stört, wie an der besonderen Rolle, in die sie über die Jahre geschlüpft ist. „Ich werde hier von einigen Kollegen ‚Mutter des Stockwerks‘ genannt, weil ich insbesondere für alle ein offenes Ohr habe, stets mit Rat und Tat zur Seite stehe und mich gerne für Gemeinschaftsaktionen einsetze.“ So engagiert sie sich bei zahlreichen Recruting-Veranstaltungen und hat den Lauftreff der Frankfurter Gleissianerinnen ins Leben gerufen. „Wenn es mir gut tut, tut es vielleicht auch anderen gut, war mein Gedanke. Ich bin mit den Läuferinnen jetzt viel besser vernetzt. Und die Initiative dokumentiert natürlich auch, dass es hier wertgeschätzt wird, wenn Leute sich jenseits der Mandatsarbeit für etwas einsetzen.“ Individualität hat auch für Henrike Korthoff, die per Initiativbewerbung bei Gleiss Lutz gelandet ist, etwas absolut Bereicherndes – vor allem bei der Teamarbeit. „Die besten Ergebnisse entstehen ja durch Gedanken, die die Leute aus ihren ganz unterschiedlichen Blickwinkeln einbringen. Insofern möchten wir gar keine homogenen Teams.“
Ihre Grenze findet Individualität dort, wo sie auf Kosten von Kollegen geht oder wo ein einheitlicher Auftritt gegenüber dem Mandanten notwendig ist. „Es gibt einen Bereich, in dem man kompatibel zur Kanzlei, zum Beratungsprodukt sein muss. Und es gibt einen Bereich, in dem man seine eigene Persönlichkeit quasi in das Gesamtprodukt einbringt“, so Wolfgang Bosch. Von fixen Beraterschablonen hält der Partner ganz und gar nichts. „Man muss mit sich im Reinen sein und seinen Stil pflegen. Es kann sein, dass der Stil nicht zum Haus passt, aber dann ist man nicht im richtigen Haus.“