Warum nicht...

IT/TMT/Digital Economy

DIGITAL ECONOMY UND GROSSKANZLEI - PASST DAS ZUSAMMEN? UND OB! ABER NUR ZUR UNTERSTÜTZUNG DER M&A-TEAMS BEI TRANSAKTIONEN, ODER? VON WEGEN!  

Noch vor nicht allzu langer Zeit fristeten IT- und TMT-Spezialisten in Großkanzleien eher ein Nischendasein. Heute ist es hingegen durchaus hip, sich mit Digital Economy und Cybersecurity zu befassen oder Tech Transactions zu begleiten. Und immer öfter sind es die IP-Tech-Anwälte, die Kollegen aus den Bereichen M&A, Corporate, Compliance, Arbeitsrecht und Vergaberecht in höchst spannende Mandate einbeziehen, wie Gleiss Lutz-Partner Stefan Weidert im folgenden Beitrag schildert.

Neugier auf innovative Geschäftsmodelle gefragt

Eines gleich vorweg: Man muss kein „Tekkie“ sein, um in den Bereichen IT, Telekommunikation, Medien und Technologie (TMT) oder Digital Economy ein erfolgreicher Anwalt zu werden. Allerdings sollte man neugierig sein auf innovative Geschäftsmodelle. Vor 15 Jahren kannte kaum jemand „die Cloud“ – heute ist sie aus unserem Leben kaum mehr wegzudenken. Die Möglichkeiten von Big Data, Blockchain und Künstlicher Intelligenz sind längst noch nicht ausgeschöpft. Und die damit verbundenen juristischen Herausforderungen wachsen ebenso weiter. An meinen ersten IT-Fall bei Gleiss Lutz erinnere ich mich noch sehr genau. Ich war gerade erst wenige Wochen im Stuttgarter Büro tätig, da bat ein Mandant, ein mittelständisches Unternehmen aus dem Schwarzwald, um rechtliche Unterstützung bei einer SAP/R3 Software-Einführung. Die Materie war mir damals völlig neu. Was die Sache noch schwieriger machte: Ich verstand kaum, was der Mandant von mir wollte; das lag allerdings weniger an der Materie als an dem mir fremden ortsüblichen Dialekt. Letzten Endes haben wir auf beiden Ebenen sehr gut zusammengefunden. Und für mich stand die Tür zu einem enorm interessanten Rechtsgebiet weit offen.

IP-Tech – so vielschichtig wie alltagsbezogen

Doch was macht ein Anwalt heute im Bereich IP-Tech eigentlich konkret? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil das Spektrum der Aufgaben sehr breit ist: Es reicht von mehr oder weniger einfachen Software- oder Hardware-Beschaffungsverträgen, Pflege-, Wartungs- und Hinterlegungsverträgen über Nutzungsmodelle mit Software/Platform as a Service (SaaS/PaaS), die Nutzung von Open Source Software oder die Nutzung der Cloud bis zu vielschichtigen IT-Implementierungsprojekten oder komplexen Vergabeverfahren. Bei Letzteren ist dann die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Vergaberecht gefragt, was bei Gleiss Lutz in eingespielten Teams immer großen Spaß macht. Selbstverständlich arbeiten wir genauso agil wie unsere Mandanten es heutzutage von ihren IT-Providern erwarten.

Ein erwähnenswertes Projektbeispiel aus der Praxis ist unsere Mitwirkung an den Ausschreibungen und der Vertragsgestaltung zur Errichtung eines digitalen Gesundheitsnetzwerks. Hier geht es um ein Netzwerk, in dem zukünftig fast die gesamte Kommunikation im Gesundheitswesen zwischen den beteiligten Krankenkassen und deren Versicherten, Ärzten, Krankenhäusern, Apothekern und weiteren Playern abgewickelt werden soll. Gleichzeitig werden eine elektronische Patientenakte und ein elektronischer Notfallpass eingebunden. Ebenso spannend war das – nach unserer Kenntnis erste – große IT-Outsourcing eines IT-Providers von gesetzlichen Krankenkassen überhaupt, das wir betreuen durften. Lange Zeit galt solch ein Outsourcing aus Gründen des Sozial-Datenschutzes als nicht umsetzbar – geklappt hat es letztlich doch. Und dann war da noch unsere Beratung von Bietern im Zusammenhang mit der Lkw-Maut und der Pkw-Infrastrukturabgabe. Hier ging es um hochkomplexe und umfangreiche Verträge mit sehr vielen IT-rechtlichen Elementen, die aber auch eine Menge Fragen aus dem Gesellschaftsrecht, Vergaberecht und Datenschutzrecht berührt haben.

Vom Internet der Dinge bis zu E-Commerce

Internet of Things (IoT), E-Commerce und allgemein Online-Regulierungen stehen ebenfalls regelmäßig auf unserer Mandatsliste. Hier reicht das Spektrum von Web-Audits einzelner Internetauftritte über die Gestaltung von Nutzungsbedingungen bis hin zu regulatorischen Fragen im Zusammenhang mit innovativen Geschäftsmodellen, beispielsweise im Bereich Fintech oder zur Beratung im Zusammenhang mit der Schaffung eines Single-Sign-On-Dienstes (SSO). Weitere spannende Mandate betreffen die Fragen, wem eigentlich im Zusammenhang mit autonomem Fahren, künstlicher Intelligenz und anderen Big-Data-Anwendungen welche Daten zustehen und wie die Daten genutzt werden können.

Fazit:

IT/TMT/Digital Economy ist ein Beratungsgebiet, das an Aktualität und Alltagsbezug schwer zu toppen ist. Kein Wunder also, dass es sich heute mehr denn je auch in Großkanzleien etabliert.

Persönlicher Tipp: Die Digitalisierung betrifft uns alle. Wer es spannend findet, die Brücke zwischen Technik und Recht zu schlagen, sich das aber praktisch noch nicht genau vorstellen kann, sollte sich zum Beispiel im Rahmen eines Praktikums oder einer Referendarstation selbst ein Bild machen. Das hilft, für später den persönlichen Schwerpunkt zu finden.