Finanzaufsichtsrecht

BaFin legt strategische Ziele für die Jahre 2026 bis 2029 fest

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht („BaFin“) hat für die Jahre 2026 bis 2029 eine umfassende strategische Ausrichtung formuliert. Im Zentrum stehen zehn gleichrangige Ziele, die die Schwerpunkte der Aufsicht in den kommenden Jahren bestimmen sollen. Ziel der BaFin ist ein stabiles, faires und zukunftsfähiges Finanzsystem, das den Interessen von Marktteilnehmern und Verbrauchern gleichermaßen dient. 

Zu den wesentlichen strategischen Zielen gehören:

  1. Finanzielle Stabilität und Sicherheit des Finanzmarktes: Die BaFin legt einen besonderen Fokus auf die Prävention systemischer Risiken und die Stärkung eines effektiven Risikomanagements der beaufsichtigten Institute. Mögliche Schwächen sollen schnell und konsequent adressiert werden; auch makroprudenziellen Instrumenten soll dabei eine zentrale Rolle zukommen. Die Zukunftsfähigkeit von Geschäftsmodellen (vor allem vor dem Hintergrund technologischer, regulatorischer und gesellschaftlicher Veränderungen) und geopolitische Risiken werden verstärkt in den Blick genommen.
     
  2. Operationelle Resilienz: Die Widerstandsfähigkeit der Finanzmarktakteure gegenüber operationellen Risiken, insbesondere im Bereich der Cybersecurity und Informations- und Kommunikationstechnologie („IKT“), soll gezielt gestärkt werden. Die BaFin beabsichtigt, die Zahl und die Qualität der Prüfungen signifikant zu steigern (unter Erhöhung des Ressourceneinsatzes), den Austausch mit Unternehmen und Partnerbehörden zu fördern und Risiken aus Auslagerungen und kritischen Abhängigkeiten zu adressieren (um Konzentrationsrisiken und Verflechtungen geschäftsbereich-, sektor- und grenzübergreifend zu identifizieren).
     
  3. Früherkennung und Maßnahmen bei sog. Problem-Unternehmen: Die BaFin baut ihre Fähigkeiten zur frühzeitigen Identifikation von sog. „Problem-Unternehmen“ aus und ergreift konsequent aufsichtliche Maßnahmen, um Missstände zu beheben. Insofern soll insbesondere die unternehmensindividuelle qualitative und quantitative Risikoklassifizierung gestärkt werden. Erkenntnisse aus der Aufsicht fließen in die Weiterentwicklung der Regulierung ein.
     
  4. Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung: Die Aufsicht über geldwäscherechtlich relevante Unternehmen wird intensiviert. Dazu gehört insbesondere, dass die BaFin beabsichtigt die Zahl der eigenen Prüfungshandlungen und der entsprechenden Ressourcen zu erhöhen. Vertieft werden soll zudem die Befassung mit den Geldwäscherisiken im Zahlungsverkehr und Kryptomarkt.

    Bei Reformbestrebungen wird sich die BaFin für eine digitale und sichere Möglichkeit zur Kundenidentifizierung natürlicher Personen und die Vernetzung der Kontenabrufsysteme innerhalb der Europäischen Union einsetzen.

    Insgesamt setzt die BaFin auf datenbasierte Aufsicht, fördert den Austausch zwischen relevanten Akteuren und unterstützt aktiv die europäische Anti-Geldwäsche-Behörde Anti-Money Laundering Authority („AMLA“).
     

  5. Verbraucherschutz und Transparenz: Die BaFin identifiziert Risiken für Verbraucher und schützt kollektive Verbraucherinteressen durch verstärkte Marktanalysen, entschlossenes Vorgehen gegen unseriöse Anbieter und die Förderung finanzieller Aufklärung (insbesondere hinsichtlich relevanter Umwelt- und Elementarrisiken). Digitale Produkte und Dienstleistungen und der Einfluss sozialer Medien und neuartiger Technologien auf das Anlageverhalten und die Anlagemöglichkeiten stehen dabei besonders im Fokus.
     
  6. Markttransparenz und Marktintegrität: Die Einhaltung von Transparenzanforderungen und die Integrität des Finanzmarkts werden durch verstärkte Überwachung, Zusammenarbeit mit nationalen und europäischen Behörden sowie risikobasierte Bilanzkontrolle (bei kapitalmarktorientierten Unternehmen) sichergestellt. Im Bereich unlauterer Marktpraktiken und Marktmanipulation wird die BaFin das Marktscreening intensivieren und noch umfassender Handelsdaten analysieren. Die BaFin setzt sich zudem für die Einhaltung von Nachhaltigkeitsberichtspflichten ein.
     
  7. Nachhaltigkeit in der Aufsicht: Nachhaltigkeitsrisiken werden weiterhin als integraler Bestandteil der Aufsicht ausgebaut. Insofern stehen neben transitorischen Risiken insbesondere die physischen Risiken des Klimawandels im Fokus. Diese Risiken sind in die Risikomanagementsysteme der beaufsichtigten Unternehmen zu integrieren, einschließlich der Analyse der Auswirkungen solcher Risiken auf die jeweiligen Geschäftsmodelle.

    Die BaFin achtet zudem auf die Einhaltung von Transparenz- und Vertriebspflichten und geht gegen Greenwashing vor. Sie engagiert sich für eine konsistente und praxistaugliche Regulierung auf nationaler und internationaler Ebene.
     

  8. Förderung von Innovation: Die BaFin steht innovativen Technologien und Geschäftsmodellen positiv gegenüber und fördert einen konstruktiven Dialog mit Marktteilnehmern. Ziel ist es, Potenziale und Risiken neuer Entwicklungen zu analysieren und die Erlaubnisprozesse zu beschleunigen.
     
  9. Komplexitätsreduktion und Proportionalität: Die BaFin setzt sich für eine risikoorientierte, proportionale und weniger komplexe Regulierung ein, ohne das Sicherheitsniveau zu senken. Insbesondere kleinere Unternehmen sollen entlastet werden. Insofern setzt sich die BaFin für ein Kleinbankenregime ein. Zudem werden die Aufsichtsprozesse beschleunigt und vereinfacht (etwa durch transparente und kurze Fristen).
     
  10. Zukunftsfähigkeit und Attraktivität als Arbeitgeber: Die BaFin investiert in die kontinuierliche Entwicklung ihrer Beschäftigten, fördert Vielfalt und Chancengerechtigkeit und modernisiert ihre Strukturen und IT-Infrastruktur. Ziel ist eine leistungsfähige, lernende Organisation mit transparenten und effizienten Prozessen.

Fazit und Ausblick

Mit ihren zehn strategischen Zielen will die BaFin die Weichen für eine wirksame, zukunftsorientierte und nachhaltige Finanzmarktaufsicht stellen. Die Schwerpunkte reichen von Stabilität und Resilienz über Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit bis hin zu Innovation und struktureller interner Weiterentwicklung der Behörde selbst. Beaufsichtigte Unternehmen müssen sich in den kommenden Jahren auf eine spürbare Intensivierung der Aufsicht einstellen, insbesondere in dem Bereich der Cyber-/IKT-Risiken und Geldwäscheprävention. Insofern wird die BaFin ihre Prüfungs- und Kontrolltätigkeit weiter ausbauen und u.a. verstärkt nötiges Spezialwissen und datenbasierte Ansätze nutzen. 

Unternehmen sollten ihre internen Kontrollsysteme und Prozesse zum Management von Cyber-/IKT-Risiken und zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung kritisch überprüfen und an die steigenden regulatorischen Anforderungen anpassen. Die BaFin wird Mängel konsequent adressieren und erwartet eine zeitnahe Beseitigung festgestellter Defizite. Zudem ist mit einer stärkeren Vernetzung der Aufsicht auf europäischer Ebene – etwa durch die neue Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA – zu rechnen. Dies dürfte zu einer weiteren Harmonisierung und Verschärfung der Anforderungen führen.

Unternehmen sind daher gut beraten, ihre Compliance-Strukturen zu stärken, relevante Daten und Prozesse zu digitalisieren und sich auf eine engere Zusammenarbeit mit der Aufsicht einzustellen. Die frühzeitige Berücksichtigung der strategischen Ziele der BaFin und die proaktive Anpassung an neue regulatorische Entwicklungen werden entscheidend sein, um Risiken zu minimieren und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

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