GLEISS LUTZ JAHRESBERICHT 2016/2017 Mitdenker gesucht 12 Als Dienstleister im Unternehmen stehen Inhouse Counsel täglich vor der Herausforderung, ihr Rechtswissen auf die verschiedensten Beratungsanlässe ihrer Business Units anzuwenden. Was sie sich von der Zusammenarbeit mit ihren externen Beratern versprechen, diskutierten vier Unternehmensvertreter beim Gleiss Lutz-Tag. Jeden Tag aufs Neue suchen Zentralabteilungen wie Accounting, Investor Relations, HR und Communications auf der einen Seite, Vorstand und Aufsichtsrat auf der anderen Seite den Rat ihrer Rechtsabteilung. „Meist sind es eingespielte Standardprozesse, aber natürlich gibt es auch die größeren Projekte, für die speziell Teams aufgesetzt werden“, beschreibt Dominik Kallweit, Legal Counsel bei Infineon, die Abläufe. Die richtige Balance zu finden zwischen In- und Outsourcing von Rechtsdienstleistungen ist für die Inhouse Counsel ein wichtiges Thema. „Grundsätzlich haben wir den Ansatz, möglichst viel selbst zu machen. Nicht nur externe Anwälte zu organisieren, sondern inhaltlich zu beraten, das erhöht den Spaß an der eigenen Arbeit“, sagt Jan Christoph Pfeffer, Senior Legal Counsel bei der Deutschen Telekom im Bereich M&A. Reichen die Kapazitäten intern nicht aus, wird bei einem erhöhten Risiko eine zweite Meinung gebraucht oder fehlt für ein Spezialthema die Expertise, kommen die exter- nen Berater in Spiel. Entscheidend für die Auswahl der Kanzleien sind der Ruf im Markt, die nachweisliche Kompetenz und Erfahrung. Einige Unternehmen schreiben Panels aus, andere arbeiten mit Shortlists. Die größten Pluspunkte bringen den Kanzleien gute Erfahrungen aus früherer Zusammenarbeit. Dass es zahl- reiche Kanzleien gibt, die das notwendige Fachwissen in die Waagschale legen können, da sind sich die Unternehmensver- treter einig. „Im Prinzip decken die großen Anwaltskanzleien dasselbe fachliche Spektrum ab“, sagt Uwe Bögershausen, CFO der SLM Solutions AG. „Was den Unterschied macht, ist das persönliche Verhältnis, das Vertrauen zwischen Unter- nehmen und Berater in der laufenden Zusammenarbeit.“ Zweifel an der Kompetenz kommen in der Praxis daher weit seltener vor als solche an der Verlässlichkeit: Kann ich mich darauf verlassen, dass ich von diesem Legal Advisor auch tatsächlich den Rat bekomme, den ich brauche? „Nichts ist schlimmer, als wenn ich lange überlegen muss, was mir der Anwalt sagen will und wie ich das jetzt umsetze?“ so Uwe Bögershausen. Die Vielfalt der Themen in der Rechtsabteilung, Zeit- und Kostendruck, gepaart mit teils kleinen Teams prägen das Miteinander von internen und externen Anwälten heute mehr denn je. „Der Arbeitsalltag ist viel rasanter geworden. Als Inhouse Counsel muss ich die Sache heute schnell auf den Punkt bringen“, sagt Kristina von der Linden, Syndikusrechtsanwältin bei der Bayer AG. Ebenso präzise und pointiert werden die Antworten aus den Kanzleien erwartet: „Wenn ich einen externen juristischen Rat brauche, bin ich meist in einer Entscheidungssituation und habe nicht lange Zeit zu lesen“, betont Uwe Bögershausen. „Deswegen ist es wichtig, dass das Ergebnis gleich am Anfang steht und ich weiß: was ist die Conclusio?“ Auf Einfachheit der Sprache legen die Inhouse Counsel ebenso viel Wert. „In den letzten Jahren habe ich selbst aus Top-Kanzleien E-Mails bekommen, die ich zehnmal lesen musste“, bemängelt Jan Christoph Pfeffer. „Meine Wunschvorstellung ist“, ergänzt Kristina von Linden, „dass ich ein Memo einfach nehmen und als Ent- scheidungsgrundlage weitergeben kann. Wenn es zu rechtstechnisch ausgedrückt ist und ich es erst übersetzen muss, belastet das meinen Arbeitsalltag ungemein.“ Juristisch fundierte Memoranden sind trotzdem gefragt. „Im Nachgang schaue ich mir durchaus an, wie die Anwälte zu diesem Rat gekommen sind, um das Thema für das nächste Mal durchdrungen zu haben“, so Uwe Bögershausen. Dass Learnings aus einem Großprojekt im Unternehmen hängen- bleiben und sich die Rechtsabteilung nach Projektende wieder ein Stück emanzipieren kann, ist für die Inhouse Counsel ohnehin ein wichtiger Aspekt. „Eine partnerschaft- liche Zusammenarbeit ist es, wenn man einen externen Anwalt an der Seite hat, der mit darauf achtet, dass sich bestimmtes Know-how auch transferiert.“ Was wünschen sich Rechtsabteilungen sonst von ihren externen Anwälten? „Mitdenken und bestenfalls schon einen Schritt weitergedacht zu haben, das sollte der externe Berater im besten Fall können“, formuliert Jan Christoph Pfeffer. Für Kristina von