Compliance & Investigations

Der Korruptionsindex der Risk Advisory Group – eine verlässliche Quelle für die Bewertung des Korruptionsrisikos

Der Korruptionsindex der britischen Risk Advisory Group stellt neben dem Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International (Corruption Perception Index – „CPI“) eine verlässliche Quelle für die Einschätzung von Länderrisiken hinsichtlich des Korruptionsrisikos dar. Dabei unterscheidet sich die Herangehensweise und die Methode der Risk Advisory Group. Wenig überraschend ist, dass auch nach diesem Index Europa im Durchschnitt gut abschneidet.

Risk Advisory Group

Die Risk Advisory Group Ltd. („Risk Advisory“) mit Sitz in London ist eine unabhängige und globale Risikomanagement-Beratung, die Aufklärung, Nachforschungen und Sicherheitsdienstleistungen anbietet. Risk Advisory bietet ihren Kunden einen strategischen Informationsdienst an, der hinsichtlich Investitionsprojekten, strategischer Expansion, wichtigen Ausschreibungen und anderen Geschäftsmöglichkeiten weltweit informiert und berät. Risk Advisory erarbeitet strategische und konsistente Sicherheitsinformationen und -analysen, die die Entscheidungsfindung im Rahmen des Geschäftsrisikomanagements beim Gang in bislang unbekannte Länder unterstützen.

Corruption Challenges Index 2018

Der Risk Advisory's Corruption Challenges Index 2018 („CCI 2018“) wurde nun zum zweiten Mal erstellt. Der Index gibt einen Überblick über die Länder und Märkte, welche die meisten und die wenigsten Korruptionsherausforderungen für investierende Unternehmen darstellen.

Als Grundlage für den Index dient die direkte Erfahrung aus der Arbeit von Risk Advisory in den herausforderndsten Ländern der Welt. Es werden die Märkte aufgezeigt, welche für ausländische Investoren sowohl die größten als auch die wenigsten Korruptionsherausforderungen darstellen. Risk Advisory bewertet unterschiedliche Faktoren, wie die lokale Korruptionsbedrohung, Auslandsinvestitionsrisiken und den Umfang der FCPA-Durchsetzungsmaßnahmen. Zusätzlich wird kritisch geprüft, wie es mit der Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von Informationen bei der Durchführung von internen Ermittlungen für Unternehmen aussieht.

Das Land mit der geringsten Korruptionsgefahr ist laut CCI 2018 Neuseeland, gefolgt von Irland und Dänemark. Es folgt Deutschland auf Platz 4. Deutschland ist auch in den Top Ten der Länder mit den geringsten Korruptionsherausforderungen gelistet, die ebenfalls von Neuseeland angeführt werden. Aus der Gesamtanalyse ergibt sich zudem, dass Europa grundsätzlich nach den Kriterien des Index gut abschneidet und die Liste mit den am geringsten gefährdeten Ländern anführt. Lediglich der Kosovo findet sich als europäisches Land in der Liste der 20 Länder mit der größten Korruptionsgefahr.

Hingegen bestehen die größten Korruptionsherausforderungen in den Ländern Turkmenistan, Somalia und Libyen. In den letzten beiden Ländern ist nach dem CCI 2018 auch die Korruptionsgefahr am größten.

Weltweit betrachtet, stellen die Bereiche der Baubranche, Stadtentwicklung, Infrastruktur sowie der Öl- und Gassektor die anspruchsvollsten Sektoren bezüglich etwaiger Korruptionsrisiken dar.

Neben dem globalen Überblick beinhaltet der Bericht noch Bewertungen nach den einzelnen Kontinenten gegliedert und zeigt die dort wichtigsten Entwicklungen auf.

Methode der Risk Advisory

Der „Corruption Challenges Index“ wird von den Due Diligence, Politik- und Sicherheitsexperten von Risk Advisory erstellt. Der Index bewertet die Korruptionsbedrohung, die Stabilität oder Instabilität des Regimes und die Zugänglichkeit von Informationen in 187 Ländern, um zu einem "Corruption Challenge"-Wert und einem daraus resultierenden "Most Challenging Jurisdiction"-Ranking zu gelangen.

In Ländern, in denen die Korruptionsbedrohung erhöht ist, nimmt die Integritäts-Due-Diligence eine wesentliche Funktion im Risikomanagement ein. Aber wo Informationen knapp oder unzuverlässig sind, erfordert Due Diligence Spezialwissen und Recherchefähigkeiten. Die herausforderndsten Länder sind diejenigen, in denen die Bedrohung hoch und die Erfüllung von Sorgfaltspflichten schwierig sind. Der Index dient der Quantifizierung dieser Verflechtung.

Zur Einschätzung der Situation sind die Experten gehalten, jedes Land nach der Wahrscheinlichkeit von zwei Szenarien zu bewerten: 1) Ausländische Investoren, die bei der Suche nach einem bedeutenden Regierungsauftrag, einer Lizenz oder einer Genehmigung auf Korruption stoßen (sog. „große Korruption“), und 2) ein Unternehmen, das vor Ort tätig ist und die Korruption in kleinem Umfang aushalten muss, um das Tagesgeschäft zu betreiben („kleine Korruption“). Diese Werte werden zu einem Regime-Stabilitätswert addiert, um zu einem „Corruption Threat Rating“ zu gelangen.

Dem steht ein Opazitätswert gegenüber, der auf den Einschätzungen der Experten über die Vollständigkeit und Verlässlichkeit der öffentlichen Information, die Offenheit der Medien, die Freiheit der menschlichen Quellen zur Konversation und besondere sprachliche Barrieren wie Transliteration oder komplexe Übersetzung beruht.

Die herausforderndsten Länder des Index sind diejenigen, die ein hohes Risiko für kleine und große Korruption, ein weniger stabiles Regime und eine geringe Verfügbarkeit von öffentlichen Informationen und Business Intelligence haben.

Zusätzlich zum Aufbau des Index werden die Analysten angewiesen, die drei Wirtschaftszweige zu berücksichtigen, die in jedem Land am stärksten von Korruption betroffen sind.

Transparency CPI und CCI – eine Gegenüberstellung

Der bisher bekannteste Index für Korruptionsrisiken ist der Transparency CPI. Der Transparency CPI listet Länder nach dem Grad der im öffentlichen Sektor wahrgenommenen Korruption auf. Es ist ein zusammengesetzter Index aus Umfragen und Untersuchungen, die auf korruptionsbezogenen Daten beruhen, welche von einer Reihe unabhängiger und namhafter Institutionen erhoben wurden.

Zur Berechnung des Transparency CPI 2017 wurden 13 Datenquellen von 12 verschiedenen Institutionen verwendet, welche die Wahrnehmung von Korruption in den letzten zwei Jahren abdecken. Diese werden auf einer Skala von 0 bis 100 dargestellt. 0 bedeutet, dass der Sektor in dem Land als sehr korrupt wahrgenommen wird. 100 bedeutet, dass er als sehr integer wahrgenommen wird. Durch eine auf den Parametern des Referenzjahrs basierende Verrechnung der mittleren Werte wird sichergestellt, dass die Bewertung des Transparency CPI seit 2012 Jahr für Jahr vergleichbar ist.

Da beide Indexe sich mit der Korruptionsgefahr auseinandersetzen, können die Ergebnisse trotz unterschiedlicher Methodik gut miteinander verglichen werden. So kommen der Transparency CPI und der CCI zu ähnlichen bzw. vergleichbaren Ergebnissen etwa hinsichtlich der Einschätzung von Ländern wie Neuseeland, Dänemark oder auch Finnland. Aber auch Deutschland schneidet nach beiden Indexen gut ab.

Auf der anderen Seite besteht auch Einigkeit bezüglich der größten Korruptionsgefahr bei der Bewertung der Länder wie Somalia, Libyen oder auch dem Südsudan.

Unterschiede ergeben sich in der positiven Bewertung etwa bezüglich Irlands. So ist das Land nach dem CCI, das mit der zweitgeringsten Korruptionsgefahr, während es sich nach dem CPI „lediglich“ in der zweihöchsten Gruppe mit dem Risikolevel „low“ befindet. Ähnliches gilt für die Einschätzung von Japan. Befindet sich das Land nach dem CCI unter den 10 Ländern, mit der geringsten Korruptionsgefahr, ist es nach dem CPI auch „nur“ in der Gruppe mit dem Risikolevel „low“.

Bedeutung für die Compliance - Beratung

Für die Compliance-Funktion im Unternehmen oder bei Durchführung einer Due Diligence kann der CCI damit auf zwei Arten nutzbar gemacht werden: Zum einen kann er die Einschätzung des CPI bestätigen und verfeinern und so die Aussagekraft der Risikobewertung verbessern. Für die unternehmensinterne Beratung bedeutet dies, dass eine noch zuverlässigere Aussage hinsichtlich einer möglichen Korruptionsgefahr getroffen werden kann.

Zum anderen besteht die Möglichkeit, den häufig verwendeten CPI in den Fällen zu hinterfragen, in welchen sich eine Abweichung der Einschätzung ergibt. Auch wenn diese Abweichung in vielen Fällen geringfügig sein mag, kann sie Anlass sein, die zu treffenden Maßnahmen für eine Geschäftstätigkeit in bestimmten Ländern zu hinterfragen und gegebenenfalls der Gesamtbewertung anzupassen.

Damit kann der CCI als unabhängige Experten-Einschätzung in den nächsten Jahren zu einem weiteren, vollwertigen Compliance-Tool avancieren, das in der Einschätzung von Länder-Risiken einen eigenen Stellenwert hat.

Weiterleiten